Das Schröpfen, eine der ältesten Behandlungsmethoden der Medizingeschichte, erfreut sich immer noch zahlreicher Mythen. Seinen Ursprung hat das beliebte Heilverfahren in der "Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)".
Wir erklären in diesem Artikel, wie es zu den typischen blauen Flecken kommt, was sie bedeuten und ob sie gefährlich sind.
Was ist Schröpfen und wobei hilft es
Beim Schröpfen werden Schröpfgläser (aus Glas oder Plastik) auf der Haut platziert, um ein Vakuum auf der Hautoberfläche zu erzeugen. Der dabei entstehende Unterdruck "saugt" die Haut an und sorgt so u.a. zur Linderung von Schmerzen und Verspannungen.
Aber was genau passiert eigentlich während einer Schröpfbehandlung und warum entstehen dabei oft blaue Flecken?
Naturheilverfahren: Mehr als nur ein Trend
Seit Michael Phelps bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 wieder mehrfach zu Gold geschwommen ist, haben sich die meisten Zuschauer erstaunt gefragt, was das für seltsame blaue Flecken auf seiner Haut sind. Geschadet hat es offenbar nicht, im Gegenteil - in Rio holte er seine 19. bis 22. Goldmedaille. Er ist nach wie vor der erfolgreichste Schwimmer aller Zeiten.
Ein Teil dieses Erfolgsrezepts in Rio De Janeiro führt Phelps selbst auf das Schröpfen - Englisch Cupping - zurück. Die zu sehenden Blutergüsse, die in einem großen Bereich seines Rückens, der Schultern und den Beinen zu sehen waren, kommen von den dort platzierten Schröpfgläsern. Es blieben nach der Anwendung die typischen blauen Flecken, die weder schmerzhaft noch leistungsmindernd waren.
Dank der Anwendung auf der großen Bühne Olympia stieg das Interesse am Schröpfen rasant und hält bis heute an.
Heilmethode: Schröpfbehandlung im Detail
Beim Schröpfen werden kugelförmige "Gläser" mit einer kreisförmigen Öffnung auf die Haut gelegt. Das erzeugte Vakuum zieht Blut an die Oberfläche der Haut. Dies fördert die Durchblutung, weitet die Gefäße und lockert das darunterliegende Gewebe. Der Abtransport von schädigenden Stoffwechselendprodukten wird verbessert, was zur Linderung von Schmerzen und Verspannungen beiträgt. Insbesondere am Rücken gibt es bestimmte Zonen, die als Reflexpunkte gelten und mit unseren Organen in Verbindung stehen. Durch das Schröpfen dieser Zonen wird der Fluss der Systeme positiv beeinflusst.
Blaue Flecke – Ein Zeichen der Heilung
Durch die Anwendung von Schröpfköpfen werden Giftstoffe aus dem Körper entfernt, vor allem über die Rückenpartie. Heilpraktiker empfehlen die Behandlung auch zur Entlastung von inneren Organen.
Auf dem Rücken läuft unser Lymphsystem vergleichsweise langsam, weshalb sich hier Giftstoffe besonders umfangreich anlagern können. Diese hohen Menge an Giftstoffen, die zu Krankheiten führen können und den Körper belasten, werden durch Schröpfen in diesen Regionen besonders effektiv ausgeleitet. Deshalb ist die bevorzugte Zone bei dieser Therapie der Rücken.
Ein häufiges Phänomen nach dem Schröpfen sind die typischen blauen Flecken oder Petechien. Diese entstehen durch das starke Vakuum, das die Kapillaren in der Haut platzen lässt. Diese Flecken sind in der Regel schmerzlos und verschwinden nach einigen Tagen von selbst. Sie sind ein Zeichen dafür, dass die Behandlung wirkt und die Durchblutung angeregt wird.
Beim blutigen Schröpfen wird die Haut vor der Anbringung zusätzlich leicht angeritzt, um den Abfluss der Giftstoffe besonders intensiv durchzuführen. Zur Hauteröffnung eignen sich sterile Lanzetten, weil so die Gefahr der Narbenbildung und Infektion aufgrund der kleineren Eröffnungsgrößen verhindert wird.
Die Schröpfgefäße werden bei der Durchführung dieser Therapieform mit dem Ziel platziert, den Lymphgefäßen besonders viel Entlastung zu verschaffen und Verhärtungen zu lösen.
Naturheilkunde und wissenschaftliche Untermauerung
Am Universitätsklinikum Essen wurde die Relevanz des Schröpfens in einer eigenen Forschungsstudie untersucht. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante schmerzlindernde Wirkung, die sich teils über Wochen nach der Behandlung noch positiv bemerkbar machte. Knapp 90% der Studienteilnehmer würden weitere Behandlungen in Anspruch nehmen.
Auch Fachverbände sowie die Schulmedizin sind sich einig: Schröpfen ist in der Praxis nicht nur mit Blick auf die konkrete Ausleitung von Giftstoffen relevant - sondern auch als Schröpfmassage besonders wirkungsvoll im Bereich der Entspannung und Regeneration.
Anwendungsgebiete und Stimmen aus der Praxis
Das Schröpfen wird also nicht nur zur Schmerzlinderung eingesetzt. Es regt auch das Immunsystem an und hat einen harmonisierenden Einfluss auf das Nervensystem. Es wird bei einer Vielzahl von Beschwerden empfohlen, darunter Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Arthritis und sogar Hauterkrankungen.
„Ziel ist, schädliche oder krankmachende Stoffe aus dem Körper zu entfernen“, erläutert Ursula Hilpert-Mühlig, Präsidentin des Fachverbandes Deutscher Heilpraktiker (Quelle: derwesten.de).
An den behandelten Stellen können sich Blutergüsse bilden. „Das ist therapeutisch so gewollt“, betont der auf Naturheilverfahren spezialisierte Mediziner Matthias Menschel (Quelle: derwesten.de).
Nahezu jede Medizinkultur hat unabhängig voneinander Schröpfen praktiziert“, erklärt Rainer Stange, Präsident des Zentralverbands der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin (Quelle: derwesten.de).
Sicherheit und Vorsichtsmaßnahmen
Bei der Anwendung ist sicherzustellen, dass alle verwendeten Geräte sauber und steril sind. Wer anfangs unsicher ist oder sich beraten lassen möchte, kann dies bei seinem Arzt oder seiner Ärztin des Vertrauens tun. Empfehlenswert sind hierbei Mediziner, die bereits alternative Heilmethoden einsetzen.
Zusammenfassend ist das Schröpfen eine effektive und natürliche Methode zur Schmerzlinderung und zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens. Die blauen Flecken, die dabei entstehen können, sind ein normaler, erwarteter und gewünschter Teil des Heilungsprozesses.
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